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Die Sprache der Nähe

Mein Pferd wohnt in Spanien

Tali ist ein zweijähriger Lusitano-Hengst, roh, voller Energie und aufgewachsen im Gestüt La Perla in Spanien. Noch wird er einige Zeit dort bleiben, bevor er nach Deutschland kommt. Für mich bedeutet das, dass ich ihn nicht täglich sehe, sondern nur in Abständen. Jede Reise nach Spanien ist deshalb ein besonderes Wiedersehen, das unsere Beziehung auf eine besondere Probe stellt.

Die Sprache der Nähe
Begegnungen auf freiwillige Art

Auf dem Gestüt La Perla laufen die jungen Hengste frei in ihrer Gruppe. Sie sind nicht zum „Spazierengehen“ verfügbar, nicht für Übungen oder feste Pläne. Jede Begegnung entsteht aus einem ehrlichen Moment heraus. Tali muss sich entscheiden, ob er zu mir kommen möchte. Ich kann es nicht forciren, sondern nur schauen ob er Interesse an mir hat. Und Spoiler... zum Glück für mich hat er das.

Gerade deshalb fühlt es sich so besonders an, wenn wir zusammen sind.

Wenn er sich aus der Herde löst, zu mir kommt, sich kraulen lässt und einfach in meiner Nähe bleiben möchte, dann ist das keine Selbstverständlichkeit. Es ist seine Entscheidung. Eine Entscheidung für mich. Und für uns. Die er von Tag eins mit mir gemeinsam getroffen hat.

Die Sprache der Nähe
Hat er mich wiedererkannt?

Auch diesmal kam er wieder direkt auf mich zu. Ohne Zögern, voller Neugier. Natürlich stellt sich die Frage: Hat er mich erkannt? Nach Monaten des Nichtsehens, nach all der Entwicklung, die ein junges Pferd in dieser Zeit durchmacht?

Jemand hat mir dazu geschrieben: „Warum denn nicht? Wir erkennen sie doch auch wieder.“ Die Aussage hat mich zum Lachen gebracht. Wieso sollte er sich nicht an mich erinnern. Schließlich bin ich eine Weltklasse Kraulerin und die vergisst man nicht so schnell.

Es fühlt sich jedenfalls so an. Und das ist ein wundervolles Geschenk.

Was wirklich zählt

Wenn man ein junges Pferd hat, denkt man oft in Zukunftsbildern. Wie wird er unter dem Sattel sein? Welche Lektionen wird er lernen? Welche Abenteuer könnten einmal auf uns zukommen? Natürlich wünsche ich mir, dass wir eines Tages auch im Sattel unsere Freude haben.

Aber in Spanien habe ich wieder gespürt, dass Glück nicht erst im großen Moment oder besonderen Erfolg entsteht. Es geht nicht um den Glanz nach außen. Den offensichtlichen Erfolg oder das, was Menschen beeindruckt. Das ehrliche Glück ist oft ganz leise. Wenn Tali zu mir kommt, weil er es will. Wenn er Kontakt sucht. Kommuniziert. Mich als angenehmen Gefährten wahrnimmt.

Tali so kennenzulernen, in dieser Freiheit, ist ein Abenteuer für sich. Ich habe kein festes Programm, keine Checkliste, keine Erwartung. Ich habe nur ihn. So, wie er gerade ist. Und er bestätigt mich in meinem Gedanken, dass dies vollkommen genug ist.

Verbindung, vor allem wenn sie ehrlich ist, kann nicht erzwungen oder forciert werden. Sie entsteht. Zwischen Menschen, Tieren, Lebewesen. Ganz zart. Und wenn man dieses Pflänzchen pflegt, sich kümmert, eine Balance herstellt. Dann kann sie wachsen und es kann eine echte Freundschaft draus entstehen.

Genau das wünsche ich mir für Talis und meine Zukunft. Dass wir echte Freunde werden. Wo seine Bedürfnisse mindestens genauso viel Platz haben wie meine Wünsche. Dass wir aufeinander achten. Dass er die Chance bekommt, glücklich und gesund an meiner Seite zu leben.

Und ich glaube, wir sind auf einem verdammt guten Weg!


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